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Arbeitsbezogene Selbstsorge: Zwischen Engagement und Selbstgefährdung

18. Juni 2025 | SBPV, SBPV

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In einer Arbeitswelt, die auf Eigenverantwortung, Kreativität und stetige Leistungsnachweise setzt, wächst der Druck auf Arbeitnehmende spürbar.

 

Besonders in Unternehmen mit hoher Ergebnisverantwortung auf allen Hierarchiestufen kann dies dazu führen, dass Beschäftigte gesundheitlich riskante Strategien wählen, um erfolgreich zu erscheinen. Die Forschung spricht hier von „interessierter Selbstgefährdung“ – ein Verhalten, das kurzfristig die Leistung steigert, langfristig jedoch die Gesundheit gefährden kann.

Solche Verhaltensweisen lassen sich in zwei Muster unterteilen:

Extensivierende Strategien, wie das Arbeiten in der Freizeit, der Verzicht auf Pausen oder das Weiterarbeiten trotz Krankheit – sie erhöhen kurzfristig die Leistungszeit, aber auch das gesundheitliche Risiko.

Vermeidende Strategien, wie das Vortäuschen von Zielerreichung, das Absenken fachlicher Standards unter Zeitdruck oder der Rückzug aus dem Austausch mit KollegInnen – sie dienen der Schadensbegrenzung, wenn Ziele als unerreichbar erscheinen, verursachen aber hohe psychische Belastungen.

Dem gegenüber steht das Konzept der arbeitsbezogenen Selbstsorge. Dabei handelt es sich um gesundheitsförderliche Routinen im Umgang mit beruflichen Anforderungen. Diese können ebenfalls in zwei Verhaltensbereiche gegliedert werden:

  •  Erholungsfördernde Strategien: Dazu zählen das bewusste Begrenzen der Arbeitszeit, der Schutz der Freizeit vor beruflichen Einflüssen oder das Einplanen von Pausen.
  • Arbeitsgestaltende Strategien: Hier geht es um langfristige Planung, das aktive Ansprechen von Schwierigkeiten sowie klare Fokussierung auf jeweils aktuelle Aufgaben.

Der Autor plädiert dafür, betriebliche Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass Selbstsorge möglich und interessierte Selbstgefährdung vermieden wird. Hierfür seien Frühwarnsysteme wichtig, die sowohl auf individueller Ebene als auch organisatorisch Hinweise auf ungesunde Arbeitsroutinen geben.

Zwei Beispiele aus der Praxis:

Das präventive Gesundheits-Assessment (www.sizcare.ch/pga) erlaubt eine anonyme Selbsteinschätzung zur eigenen Arbeitsweise und gibt direkt Rückmeldung.

Die Plattform www.healthy@work.ch richtet sich an Organisationen der Finanzbranche, die auf Arbeitszeiterfassung verzichten. Sie unterstützt dabei, Risiken frühzeitig zu erkennen und gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen zu schaffen. Zudem besteht die Möglichkeit, an einer Befragung teilzunehmen und ein individuelles Feedback zu erhalten.

Fazit: Wer langfristig leistungsfähig bleiben will, muss Selbstsorge ernst nehmen – und Organisationen sind gefordert, dafür geeignete Strukturen und eine Kultur der Fürsorge zu schaffen.

Dieser Beitrag nimm Bezug auf den Artikel in der WIRTSCHAFTSPSYCHOLOGIE aktuell 3 | 2024 von Prof. Dr. Andreas Krause

 

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