Frauen in der Finanzbranche: Vincenza Habersaat

Steckbrief:

Vincenza Habersaat, Kundenbetreuerin Vermögende Privatkunden Sen. bei der ZKB Schlieren

Vincenza Habersaat wuchs in Dietikon auf, wo sie auch die obligatorische Schulzeit absolvierte. Nach der Banklehre beim Schweizerischen Bankverein in ihrer Heimatstadt fand sie eine Festanstellung als Schalterangestellte bei der Filiale Zürich Altstetten. Zwei Jahre später wechselte sie für ein Jahr in die Genfer Filiale, mit dem Ziel, ihre Französischkenntnisse zu vertiefen. Nach vier weiteren Jahren beim Schweizerischen Bankverein in Altstetten respektive Wettingen nahm sie sich während 16 Jahren der Rolle der Mutter und Familienfrau an und engagierte sich ehrenamtlich in diversen Patientenorganisationen, wie z.B. im Vorstand der Lungenliga. Mit einem 50-Prozent-Pensum nahm sie schliesslich 2007 bei der UBS Baden Ihre Erwerbstätigkeit wieder auf. Die Finanzkrise 2008 machte ihr jedoch ein Strich durch die Rechnung- dank ihren Bemühungen fand sie innert kurzer Zeit eine Anstellung als Privatkundenberaterin bei der Hypothekarbank Lenzburg, wiederum in einem Teilzeitpensum. Mit 47 Jahren entschied sie sich, eine Ausbildung zur Finanzberaterin IAF zu beginnen und erlangte im Anschluss daran auch gleich den eidgenössischen Fachausweis zur Finanzplanerin. Dies führte sie schliesslich zur Position als Privatkundenberaterin, wo sie sich auf die Beratung für Eigenheimfinanzierungen, Geldanlagen und Vorsorgethemen spezialisierte. 2016 wechselte sie von der Hypothekarbank Lenzburg zur ZKB in Schlieren, wo sie auch aktuell als Kundenbetreuerin für vermögenden Privatkunden arbeitet.

Wie haben Sie Ihre Laufbahn in der Bankenbranche lanciert?

Als es um die Berufswahl ging, wollte ich gerne einen sozialen Beruf einschlagen. Deshalb machte ich die Aufnahmeprüfung für die Diplommittelschule, was auch meine Lehrer sehr unterstützten. Meine Eltern waren aber der Meinung, dass eine Kaufmännische Lehre eine bessere Grundausbildung sei und empfahlen mir, eine Banklehre zu machen. Obwohl ich die Aufnahmeprüfung zur Diplommittelschule bestanden hatte, fing ich mit der 3-jährigen Banklehre beim damaligen Schweizerischen Bankverein in Dietikon an.

Welche Tipps geben Sie jungen Frauen, die im Bankwesen Karriere machen möchten?

Es ist wichtig, stets offen für Neues zu sein, flexibel zu bleiben und sich weiterzubilden. Insbesondere regelmässige Weiterbildungen sind ein wichtiger Schlüssel zu einer erfolgreichen Bankkarriere, wie mein Beispiel illustriert. Auch Sprachkenntnisse empfinde ich als sehr wichtig und empfehle deshalb allen jungen Frauen, einen Sprachaufenthalt zu machen oder sich anderweitig Fremdsprachen anzueignen. Nicht zuletzt ist es für junge Frauen auch essentiell, an sich selbst zu glauben und den beruflichen Weg mit einer gesunden Portion Selbstsicherheit zu beschreiten.

Welches Zeugnis attestieren Sie der ZKB bei der Förderung von Frauen und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie?

Bei mir bekannten Arbeitskolleginnen sehe ich viel Positives in den letzten Monaten, gehören doch Chancengleichheit und Fairness zu den Grundprinzipien der ZKB. Frauenförderung ist ein grosses Thema und wird zum Teil mit Argwohn von den männlichen Kollegen beobachtet. Das Diversity-Management unserer Bank nutzt die soziale Vielfalt konstruktiv. Es werden fortschrittliche Arbeitsmodelle gefördert wie z.B. Jobsharing, auch für Kaderpositionen. Seit dem letzten Jahr hat die ZKB ein neues Frauenförderungsprogramm, das «DRIVER SEAT» heisst. Dort können sich talentierte Mitarbeiterinnen melden, die einen Monat als Führungskraft arbeiten wollen, mit permanenter Begleitung eines Coachs. Ziel dieses Programms ist es nicht zuletzt, bis 2020 ab der zweiten und dritten Führungsstufe einen Anteil von mindestens 30 Prozent Frauen zu erreichen. Dies wäre das schönste Geschenk zum 150-jährigen Jubiläum der ZKB.

Haben Sie sich im Verlauf Ihrer Karriere jemals als Quotenfrau oder explizit benachteiligt gefühlt?

Meine Erfahrung zeigt, dass eine Frau besser sein muss als ein Mann, damit sie eine Chance bekommt. Bei Männern wird vieles als selbstverständlich betrachtet, was bei Frauen gleich negativ bewertet wird. Im Endeffekt wird nicht mit gleichen Ellen gemessen.

Wie stehen Sie zu einer weichen Frauenquote, wie Sie kürzlich im nationalen Parlament diskutiert wurde?

Es ist wichtig, dass darüber diskutiert wird und dass gute Lösungen gesucht werden. Schauen Sie mal, wie lange es ging, bis wir das Frauenstimmrecht erhalten haben! Ich finde es sehr schön, dass Frauen nun auch wieder zu dritt im Bundesrat vertreten sind. Warum nicht auch in der Wirtschaft? Keine Frau will eine Quotenfrau sein, aber Gleichbehandlung ist dringend notwendig. Der Trend geht zum Glück in die richtige Richtung.

Haben Sie vor am Frauenstreik vom 14. Juni 2019 teilzunehmen und erachten sie diesen als eine notwendige Massnahme hin zur Erreichung der Gleichstellung?

Ja, das habe ich vor. Da ich in einem Teilzeitpensum zu 80 Prozent arbeite und freitags jeweils frei habe, kann ich dies einrichten. Es braucht solche nationale Kundgebungen. Ich war auch schon am 22. September 2018 in Bern bei der Demonstration für Lohngleichheit dabei, wo ca. 20‘000 Personen teilnahmen. Es ist sehr wichtig, dass wir Frauen uns bemerkbar machen, da sonst nicht viel passiert. In den oberen Etagen sind immer noch sehr wenige Frauen vertreten und auch die Gleichstellung beim Lohn ist leider immer noch nicht überall gegeben.